Dezentrale Konzepte in Henkels Vietnam

Fünf Jahre sind seit der Räumung der Liebig 14 vergangen, vom damals erprobten dezentralen Konzept ist nicht viel übrig geblieben. Trotzdem glaubt Innensenator Henkel erklären zu müssen, dass Friedrichshain nicht zu seinem Vietnam werde. Was ist seither geschehen?

 

2. Februar 2011, auf die Räumung der Liebig 14 reagieren autonome Zusammenhänge mit einem dezentralen Aktionskonzept. Der Termin war angekündigt worden und absehbar war auch, dass sich Menschen in dem Haus verbarrikadieren würden und der Widerstand direkt davor auf ein überlegenes Polizeiaufgebot treffen würde. Mehrere Aufrufe bewarben ein dezentrales Vorgehen, um einerseits die Bullenkräfte zu zerstreuen und auch durch einen hohen Sachschaden den politischen Preis für Häuserräumungen in die Höhe zu treiben.

 

In der Nacht vor dem Räumungstermin ging’s los (Link zum etwas umständlichen Blog), an vielen Stellen in Berlin brannten Autos und splitterten Scheiben. Zwischendurch gab es kleinere Auseinandersetzungen in der Umgebung der Liebigstraße, dann folgte abends eine größere Demonstration, die sich nach Steinwürfen wieder in dezentralen Aktionen auflöste und die Bullen noch weitere Tage vorführte.

RBB Abendschau vom 03.02.2011

 

Soweit sie bekannt wurden, sahen alle Auswertungen aus dem linksradikalen Spektrum dieses Vorgehen als Erfolg und auch die Gegenseite musste ihre Unfähigkeit, diese Widerstandsform zu verhindern, einräumen. Die abgesagte Räumung des Schokoladens wenig später dürfte auf die Angst vor ähnlichen Störungen zurück zu führen sein.

 

Im Februar 2013 wurde bei der Zwangsräumung der Familie Gülbol in der Lausitzer Straße in Kreuzberg von mehreren Hundert Menschen versucht, den Einsatz der Cops direkt vor Ort zu stoppen. Andere setzten auch wieder auf das dezentrale Konzept, woran sich zwar nicht mehr so viele Zusammenhänge, wie zwei Jahre zuvor, beteiligten, jedoch war der politische Preis für die Autoritäten hoch und durch überdehnte Raumschutzmaßnahmen der Polizei entstanden Handlungsspielräume.
Die Belagerung des gleichen Teils von Kreuzberg im Juni 2014, mit der die Polizei eine Räumung der GHS in der Ohlauer Straße erreichen wollte, ging für Senat und Bezirk nach hinten los. Zwar hielten sich viele Menschen tagelang vor den Absperrungen auf und erlebten Ohnmachtsgefühle, andererseits entwickelten sich immer wieder dynamische Situationen und dezentral agierende Gruppen verursachten Rauchsäulen und Scherben.

 

13. Januar 2016, „Operation Maddox“ in der Rigaer Straße
Wenn wir die weiteren Entwicklungen und Stellungnahmen aus der Berliner Polizeiführung und des Innensenators kritisch hinterfragen, sieht es so aus, als ob der Kontaktbereichsbeamte, der an jenem Tag am Dorfplatz vergeblich versuchte Personen festzuhalten, ungefähr die Rolle spielte, die der US-Zerstörer Maddox am 2. und 4. August 1964 im Golf von Tonking hatte, nämlich einen Angriff provozieren oder erfinden, wenn dieser nicht erfolgt. Für die Herrschenden ist es zur Legitimierung immer wichtig, wenn sie aus einer eindeutig überlegenen Position einen deutlich unterlegenen Gegner angreifen, ihre Untertanen, an deren Verlässlichkeit sie zweifeln, von einer Notwehrhandlung zu überzeugen.
Der US-Zerstörer Maddox wurde nicht im Golf von Tonking angegriffen, wie Jahre später auch Regierungsstellen einräumten. Der Vietnamkrieg wurde trotzdem mit dieser Begründung gestartet.
Der Kontaktbereichsbeamte in Friedrichshain wurde auch nicht verletzt, für den folgenden Sturm der 500 Bullen auf die Rigaer 94 reichte die Behauptung aus.
Was das miteinander zu tun hat?

 

Eigentlich wenig, wenn nicht Innensenator Henkel versichert hätte, die „Rigaer Straße ist nicht mein Vietnam!”
Losgelöst von der Realität und unter einem militärischen Blickwinkel erklärte der Innensenator im Abgeordnetenhaus: “Lieber ein paar Beamte mehr einsetzen als am Ende die Kontrolle über die Lage zu verlieren”. Polizeipräsident Kandt und er seien sich einig, dass man sich nicht wieder auf Straßenschlachten mit der linksradikalen Szene einlassen wolle.
In dieser Eskalationsbereitschaft findet sich nicht die exzentrische Sicht von Henkel oder den Polizeigewerkschaften, sie spiegelt lediglich den aktuellen Stand in der Aufstandsbekämpfung der EU wieder.

 

Was sich die Bürokratie unserer Sicherheitsgesellschaft für Schweinereien ausgedacht hat und als Einsatzpläne auf dem Dienstweg durchreicht, wissen wir nicht, lesen aber die Unsicherheit in den Phrasen von Henkel und Kandt, ob ihnen das ganze nicht doch noch um die Ohren fliegen kann.

 

Aus Solidarität war es sicherlich gut, dass am Abend des 13. Januar Menschen an den Absperrungen in der Rigaer Straße standen, viel mehr als Ohnmacht blieb ihnen aber nicht übrig und wäre nicht jetzt oder in den folgenden Tagen und Nächten ein dezentrales Konzept angebracht gewesen? Sei es, um die Bullenkräfte bei ihrem Ausnahmezustands-Manöver im Friedrichshainer Nordkiez zu überspannen oder um einen politischen Rechtfertigungsdruck auf die Entscheidungsträger zu entwickeln?
Indes passierte nicht so viel, zu mehr als einer Aktion pro Nacht konnten sich die Kleingruppenstrukturen dieser Stadt nicht bewegen.

 

Gab es Zweifel an der politischen Bestimmung dezentraler Aktionen?
Die politischen Entscheidungsträger und ihre ausführenden Organe sind dazu verdammt jeden Einsatz später als Erfolg darstellen zu können. Ein Motiv ihrer Handlungen ist die Notwendigkeit, sich ihren Wähler*innen als geeignete Vollstrecker eines Mehrheitswillens anzubieten. Dieser Mehrheitswille könnte schwanken und Innensenator und Polizeipräsident können ungeeignet erscheinen, wenn ihr Vorgehen hohe Sachschäden verursacht; sie könnten vernünftiger abwägen, ob die von ihnen beherrschte Stadt einen Raum wie die Liebig 14, den M99, die Friedel 54, die Köpi, etc. ertragen kann oder nicht.
Das sture Beharren auf dem Eigentumsrecht des Suitbert Beulker (Besitzer der L14) in Bezug auf die Liebig 14 hat vor fünf Jahren nicht eben zur Popularität des damaligen Innensenators Körting und Pol.Präs. Glietsch beigetragen.
Polizeiliche Mobilisierungen gegen Projekte waren schon immer von medialem Getöse begleitet, in den 80ern wurde die Hafenstraße in Hamburg als Zentrale der RAF bezeichnet, die Wagenburgen in den 90ern wurden mit der Begründung der Seuchengefahr geräumt, Squats galten früher als Fluchtburgen der Kriminellen und meistens muss, fast wie in Vietnam, die Bevölkerung befreit werden, im Görli von dealenden Geflüchteten und zur Rigaer behauptet Jan Stöß (SPD): “Die Menschen im Kiez haben von dieser Hobbyguerilla die Nase voll.”.

 

Gab es Zweifel an der taktischen Bestimmung dezentraler Aktionen?
Menschen sind empört über das Machtgebaren einer Institution und begeben sich zum Tatort. Dort stehen sie einem zahlenmäßig überlegenen Gegner gegenüber, wer pöbelt oder eine Maßnahme stört, wird festgenommen. Je mehr Wannen den eigentlichen Einsatz verlassen müssen, um zu anderen Brennpunkten zu eilen, desto geringer wird der Druck zum Beispiel auf die Rigaer 94 oder GHS. Dort, wo die Polizeiführung immer mehr Reserven in den Einsatz schickt, um einen Punkt zu kontrollieren, entstehen an anderen Orten Lücken, die Präsenz nimmt ab und Randalierer*innen, Schmierer*innen oder Einbrecher*innen können ihrem Handwerk nachgehen.
Wir müssen uns die Polizeidichte in Berlin wie eine Decke vorstellen, wird sie gefaltet, um an einer Stelle besonders gut zu wärmen, liegt die Stadt woanders frei.

Mit seinen Forderungen nach immer neuen Sonderkommissionen und dem Abzug der Bullen vom Görli, um in der Rigaer eingesetzt zu werden, hat sich ein gewisser Tom Schreiber bereits als unser strategischer Freund beworben. In den Vietcong-Bunkern Friedrichshains werden die Sektkorken knallen, falls dieser Gimpel das Amt des Innensenators übernimmt.
Das eine militärische Denkweise in der Innenpolitik vorhanden ist, beweist das Gerede im Abgeordnetenhaus von Vietnam oder nicht Vietnam in der Rigaer Straße. Wo der Staat einen inneren Konflikt mit einer Vermischung von polizeilichem und militärtaktischem Vorgehen bereinigen will, dürfen wir dieser Eskalationsstufe nicht folgen. Sicher, wenn sich viele Menschen auf eine direkte Konfrontation einlassen wollen, sind weder Blockaden noch Strassenschlachten abzulehnen, im Gegenteil. Aber wo wir im personellen Aufrüsten keine Chance haben, müssen entweder ausschließlich oder zusätzlich dezentrale Angriffe stattfinden.

Sich auf direkte Auseinandersetzungen mit den Bullen um einen bestimmten Raum einzulassen macht nur Sinn, wenn dafür eine Grundstruktur vorhanden ist, wie sie die Köpi mit einem internationalen Aufruf zur Verteidigung des Wagenplatz schaffen könnte. Die Menschen der ZAD (Zone À Defendre) bei Notre-Dames-des-Landes, zu deren Repertoire auch dezentrale Angriffe gehören, formulieren es so:

 

„In und um die ZAD: – Kommt den Widerstand in der Zone zu unterstützen und sicherzustellen, dass wir nicht eingekreist oder abgeschnitten werden
– Stört die Check-Points und die Bewegungen der Polizei und stellt die Zirkulation der Unterstützenden und Nachschübe sicher.
In der Region: – Vom ersten Tag der Operation an, werden koordinierte Aktionen durchgeführt, die Straßen blockieren, ob nun Zugangspunkte zur Zone oder die Hauptverkehrsadern und strategischen Punkte der Region. Weiterhin wird es Besetzungen von “Orten der Macht” geben (Regierungs- oder private Betreibergebäude und -Büros, Polizeiwachen usw.)
– Nachtlärmdemos vor den Hotels, wo die Polizei und militärische Polizei schläft.
– Für den ersten Abend ist der Treffpunkt für verschiedene Aktionen und Blockaden vor den Polizeiwachen um 18 Uhr.
– Eine große Demo in Nantes eine Woche nach der Intervention
Außerhalb der Region: – Aufruf um “Orte der Macht” zu besetzen oder lokale Aktionen zu planen, die den Kapitalfluss verlangsamen. Diejenigen, die können, sollen zur ZAD kommen, um sie zu verteidigen.“

 

Ständiges Ziel polizeilicher Großeinsätze ist es, den aufsässigen Elementen ihre Chancenlosigkeit zu beweisen. Dies wird erreicht, indem die Bullen den Zeitpunkt, den Ort und das Konfliktniveau bestimmen. Darauf dürfen wir uns nicht einlassen! Wir müssen selbst genau diese Kriterien für unsere Aktionen bestimmen: Zeitpunkt, Ort und Konfliktniveau.

 

Wir müssen auch einen Ausweg aus den sinnlosen Mobilisierungen zu den wöchentlichen Gida-Demonstrationen finden. Damit wurde unserem Spektrum viel Energie abgesaugt, wobei wir uns grundsätzlich unter den Bedingungen des Gegners wiederfanden. Durch ein beständigeres Agieren in Kleinstgruppen und in risikoarmen, dezentralen Bereichen, werden mit Sicherheit auch wieder mehr grössere und handlungsfähige Bezugsgruppen entstehen.

 

Die Vorbereitung für Tag X, Räumung des M99, der Friedel 54 oder des Köpi-Wagenplatzes fängt jetzt an. Wir sollten uns Ziele anschauen, die wir mit zwei bis drei Leuten angreifen können. Es muss nichts Spektakuläres sein, die Masse macht’s.
Die Cops werden vieles nicht an die Presse melden, um kein positives Feedback zu geben.
Wir aber wissen, wenn zum Beispiel in Randbezirken zahlreiche Wall-Bushaltewerbefenster eingeknallt werden, müssen die Bullen dort patrouillieren, wo sie sonst kaum zu sehen sind. Wie mögen sie das finden, wenn sie dann in Reinickendorf in einen Hinterhalt geraten? Oder wenn sie ständig zu fingierten Alarmen eilen? Und dabei womöglich noch in Krähenfüsse fahren?

 

Vor zwei Jahren erschien ein Bericht über die Ausbildung der brasilianischen Todesschwadrone BOPE durch deutsche Polizeibehörden, damit diese besser Aufstände in den Favelas von Rio de Janeiro niederschlagen können. Die aktuellen Kommentierungen Berliner Sicherheitspolitiker und der martialische Einsatz in der Rigaer Straße lassen befürchten, dass die Unterstützung nicht einseitig war und brasilianische Bullen ihr Know-How an deutsche Kollegen weitergaben.

 

Zeigen wir ihnen, dass sie diese Auseinandersetzung nicht gewinnen können!
Dezentrale Konzepte für Tag X vorbereiten!
Polizeistaat und Militarismus ihr Vietnam bereiten!

Quelle: https://urbanresistance.noblogs.org/dezentrale-konzepte-in-henkels-vietnam/

[B] Erstes Statement zum Angriff der Bullen auf die Rigaer78 + Video

Heute Nacht wurde der Vereinsraum der Rigaer 78  von Bullen der 14. und 36. Ehu angegriffen. Gegen 0:30 Uhr sammelten sich die Schläger in Uniform vor dem Abstand. Ohne vorherige Ankündigung oder sonstige Kommunikation über die Grundlage ihres Angriffs brachen sie gegen 3 Uhr mit Hilfe der Feuerwehr erst die Jalousien, danach das Fenster auf und drangen unter massiver Anwendung von Pfefferspray in den Vereinsraum ein. Weder Journalist*innen noch der von uns kontaktierte Anwalt wurden zu diesem Zeitpunkt durchgelassen. Alle sich in dem Raum befindenen Personen, circa 15 Menschen, wurden zunächst stundenlang gefesselt, durchsucht und später nacheinander, teilweise unter Ausübung von roher Gewalt, in Polizeiwannen gezerrt und fotografiert. Wir wünschen allen Betroffenen viel Kraft, meldet euch bei uns, um ein gemeinsames juristisches Vorgehen mit unserem Anwalt zu beraten!

Gegen 6:30 zogen sich die Bullen zurück und hinterließen uns den verwüsteten Abstand. Ein ausführlicherer Bericht folgt!

 

Wir beginnen gerade mit den Aufräumarbeiten, wir bedanken uns jetzt schon für die Solidarität der vielen tollen Menschen die uns in dieser Nacht wie auch jetzt unterstützen, die Fenster sind bereits provisorisch repariert!!!! Wir lassen uns nicht einschüchtern von den KackBullen, united we stay! One struggle – one fight, jetzt erst recht!!! Keine Räumung der Rigaer 94 und aller anderen räumungsbedrohten Projekte!


[B] Video: Abstand wehrt sich bis zur letzten Pfandflasche

 

In der Nacht vom 20. auf den 21.2. wollte ein polizeibekannter Nazi im Abstand feiern. Resultat: Verdacht auf Schädelbruch!

 

Wie für die Rigaer üblich, standen ihm die Gäste der Lokalität feindlich gegenüber. Scheinbar hat sich der letzte Besuch von Nazis in der Rigaer noch nicht bei allen Kameraden rum gesprochen. Egal. Neu war auch nicht, dass die Bullen sich freuen das Arschloch zu rächen.

 

Auch hat es sich scheinbar immer noch nicht bis zur letzten Hundertschaft rum gesprochen, dass „Bulle sein“ in der Rigaer nicht gut ankommt. Resultat:15 verletzte Bullen.

 

Jetzt ist ein Video aufgetaucht, dass in unmittelbarer Nähe zum Abstand gefilmt wurde.

 

Erste Stellungnahme der Rigaer78: https://linksunten.indymedia.org/en/node/169578

 

RIGAER BLEIBT WIDERSTANDGEBIET

Video: https://vid.me/ChAD

 

Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/169578   https://linksunten.indymedia.org/de/node/169679

[Rigaer94] Sie wollen uns loswerden!

Bereits seit den Razzien Mitte Januar gibt es aus verschiedenen Ecken Gerüchte, dass die Rigaer 94 geräumt werden soll. Zunächst steigerten sich Zeitungen in Theorien, dass irgendwo in der Rigaer geräumt wird. Dann haben wir über eine vertrauenswürdige Quelle erfahren, dass Polizeieinheiten aus anderen Bundesländern für Ende Februar in unsere Straße bestellt wurden. Einzelne im Gefahrengebiet eingesetzte Beamt_innen ließen sich außerdem zu Äußerungen provozieren, die die Gerüchte verdichteten.

Gestern haben verschiedene Leute, u.A. über Twitter berichtet, dass technische Einheiten und normale Bereitschaftspolizei die Straßenbaustelle zwischen Bersarinplatz und Dorfplatz abbauten. Dabei nahmen sie mehrere Tonnen Kleinpflastersteine mit. Diese Baustelle existiert seit mehreren Monaten und es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum Freitag Abend ohne die Baufirma das Material abtransportiert werden sollte.

 

Aus Politiker_innen-kreisen haben wir jetzt konkrete Informationen bekommen, dass Henkel mit der vorgeschobenen Begründung des Brandschutzes versucht, uns loszuwerden. Wenn jetzt von Henkel gegen uns das Argument öffentlich geäußert werden sollte, dass unsere Barrikaden, die im Notfall unsere Hauseingänge versperren können, ein Problem für die Bewohner_innen im Falle eines Brandes sein sollen, ist das menschenverachtender Zynismus. Waren es doch seine Einsatzkräfte, die uns körperlich mißhandelt und unsere wichtigste Brandschutzmaßnahmen geraubt hatten. Da alle, die dieses Haus betreten, dies in vollem Bewusstsein aller Gefahren tun, die einem explizit antifaschistischen und rebellischen Haus drohen, ist der Brandschutz in der Rigaer 94 die Sache der Rigaer 94 und nicht die Sache Henkels.

 

Dazu wollen wir noch einmal kurz auf die Razzia am 13. Januar zurückkommen, die als „Begehung“ verharmlost werden sollte. Bei der „Begehung des Treppenhauses“ wurde durch SEK und 500 weiteren Bullen unser Haus verwüstet und zu großen Teilen durchschnüffelt. Diesen und den zweiten Einsatz wenige Tage später umgeben eine Aura der Lüge, da wir die meisten Begründungen und Aussagen glaubhaft widerlegen konnten (siehe Videos, z.B. vom „gefährlichen“ Müllsack). Der Gipfel der Unverschämtheit war die Entwendung von größtenteils Alltagsutensilien, 2 Tonnen Heizmaterialien und ca. 20 Feuerlöschern, die wir zum Brandschutz im Haus hatten, mit der Begründung, diese seien gefährliche Gegenstände.

 

Wir sehen eine durchaus realistische Gefahr, von Nazis angegriffen zu werden. Auch von den Beamt_innen wurde uns bei der Razzia gewünscht, dass die nächsten Tage jemand versuchen würde, das Haus anzuzünden. Die Nazis, die am nächsten Tag vor unserer Türe verjagt werden mussten, waren eine ergänzende Warnung, dass wir noch mehr in den Fokus von Brandstiftern geraten sind. Und auch der letztjährige Brand der Liebig 34 verdeutlicht die konkrete Gefahr, die von unseren Gegnern ausgeht.

 

Gerade ist also die letzte auf Lügen basierende Razzia verdaut, schon wird das nächste Konstrukt geschaffen, um uns beizukommen. Und wir reden noch nicht mal von „säuregetränkten Konfetti“, die angeblich auf der Demo gestreut wurden! Wir gehen angesichts unserer neuen Informationen tatsächlich davon aus, dass wir akut Räumungsbedroht sind, haben aber immer noch Hoffnung, dass wir diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung machen können. Das liegt jetzt aber wirklich an uns allen.

 

Seid Aufmerksam, achtet auf Ankündigungen, bereitet euch vor und plant schon jetzt Aktionen.

Unser Streben nach Freiheit ist stärker als ihre Repression.

 

Quelle: Rigaer94 Website und linksunten.indymedia.org

(B) M99-Räumung zum Desaster machen!

Seit Monaten befinden wir uns im repressiven Ausnahmezustand, der seinen bisherigen Höhepunkt in den gewaltsamen Angriffen auf unsere Häuser im Nordkiez fand. Durch die tägliche Belagerung des Kiezes, die Schikanen der Bullen und mediale Hetze sollen wir zur Kapitulation und Resignation gezwungen werden. Das Kalkül der Berliner Politik, die Hausprojekte zu isolieren und mit dem Bullenknüppel die zu vertreiben, die sich wehren, scheitert jedoch. Die Solidarität und die gemeinsame Wut über die staatlichen Zermürbungs- und Einschüchterungsversuche wuchs und wächst über den Nordkiez und über die „Szene“ hinaus und verbindet uns. Wir trotzen diesen Angriffen und bleiben widerständig im Kampf gegen den kapitalistischen Normalzustand!

Macht die Räumung des M99 zum Desaster!
Nach dem staatlichen Angriff auf den Friedrichshainer Nordkiez im Januar verkündete die Regierung, mit Verdrängung und Räumungen den Autonomen in Berlin den Garaus zu machen. Länger schon kämpft HG, der Betreiber des Revolutionsbedarfsladens M99, dagegen, dass er aus dem Weg geräumt wird.

M99 verteidigen!
HG und der M99 sind ein Relikt aus anderen Zeiten dieser Stadt, weswegen er über die Grenzen hinaus als Anlaufpunkt für große und kleine Revolutionär_innen berühmt und geschätzt ist. Alleine deswegen wollen wir nicht auf ihn verzichten. HG und der M99 sind seit Jahrzehnten zu einer Identität verschmolzen und es wäre sinnlos, nach Worten zu suchen, die die Gewalt nur annähernd beschreiben könnten, welche eine Zwangsräumung bedeuten würde. Wir wollen diese Gewalttat verhindern.

Den Angriff auf autonome Strukturen abwehren!
„Die Ermittler hoffen auch auf die Verdrängung der Autonomen aus den Kiezen durch steigende Mieten.“ Die Bullen haben mit diesem Satz nach der Razzia in der Rigaer 94 deutlich gemacht, worum es ihnen geht. Es geht nicht um die Menschen und es geht nicht um die Freiheit der Menschen. Sondern darum, Profitinteressen durchzusetzen. Die Gewalt, die die allgegenwärtige Verdrängung bedeutet, ist offensichtlich. Verlust des sozialen Umfelds, Zwangsumzüge, Wohnungsnot bis hin zu Obdachlosigkeit. Dass sie dabei versuchen, den Autonomen die Schuld in die Schuhe zu schieben, ist ein jämmerlicher Versuch, den Widerstand, der an vielen Orten der Stadt existiert, zu stigmatisieren.
Autonome Strukturen sind ein wesentlicher Faktor des Widerstandes. Wie sollte auch ein Widerstand funktionieren, der sich nicht auf eigene, vom Staat unabhängige Strukturen stützt? Schließlich bekämpfen wir nicht die Symptome einer „fehlerhaften Stadtpolitik“, sondern sehen den Staat als das Problem. Unsere Hausprojekte, die Kiezläden und autonome Strukturen sind eine wertvolle Ressource aller, die in dieser Stadt nicht zum Spielball kapitalistischer Interessen werden wollen.

Den Kampf für autonome Räume und rebellische Kieze stärken!
Fakt ist: auf der Agenda der Berliner Regierung steht die Bekämpfung autonomer Strukturen ganz weit oben. Anders ist es nicht zu erklären, dass bei rassistischen Mobilisierungen und angeblicher Terrorgefahr Tag und Nacht Hundertschaften und zivile Einheiten das Gefahrengebiet Rigaer Straße besetzt halten. Es ist täglich mit weiteren Razzien zu rechnen. Die permanente Überwachung und Unterdrückung des öffentlichen Lebens zielt darauf ab, die Anwohner*innen in eine passive Rolle zu drücken und die Dynamik, die von dort ausgeht, zu stoppen. Es liegt an Allen, Auswege zu finden und den Kampf des Rigaer Kiezes weiter in den Kontext der stadtweiten Konflikte um Wohn- und Lebensraum, aber auch des weltweiten Kampfes für Befreiung von Ausbeutung und Unterdrückung zu stellen.

Am Tag X nach Kreuzberg!
Jede Räumung, jede Razzia hat ihren Preis, den wir mitbestimmen. Falls sich die Regierung zur Räumung des M99 entschließt, knüpfen wir an die Mobilisierung zur Demo vom 06.02. an und tragen unsere Wut auf die Straße. Wir treffen uns am Tag X der Räumung des M99 wieder gemeinsam, um unserem Widerstand Ausdruck zu verleihen. Hoffentlich mit Allen, die Zwangsräumungen und Verdrängungen nicht länger dulden wollen und genauso kraftvoll, vielfältig, aber noch ein Stückchen wütender!

 

Treffpunkt: 20 Uhr in Kreuzberg 36, der genaue Ort wird kurzfristig veröffentlicht.

 Falls die Bullen es unmöglich machen, gemeinsam auf die Straße zu gehen, schließen wir uns dem Aufruf zu dezentralen Aktionen an!
Kämpfen wir für autonome Strukturen! M99-Räumung zum Desaster werden lassen!

 

Quelle: https://linksunten.indymedia.org/de/node/169264

Neues um dem M99

Am Dienstag, den 16. Februar,  hat ein „runder Tisch“ mit HG, der Eigentümer Seite und der Kreuzberg Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann sowie die Behindertenbeauftragte Ulrike Ehrlichmann gegeben. Schon zuvor war ein, für letzten Donnerstag, angesetzter Prozess abgesetzt worden. In diesem hätte der Eigentümer das bereits vorhandene Räumungsurteil um ca. 90 m2 Keller erweitern wollen, die er in seiner Klage zuvor vergessen hatte –  bisher ein Hindernis für die Zwangsräumung. Die Anwälte der Gegenseite haben diesen Prozess auf Eis gelegt, mit Verweis auf ihre Verhandlungsbereitschaft für den anstehenden Einigungsversuch.

Die Querverweise zu dem M99 in fast jeden Aufruf für die Freiräume-Demo am 6. Februar und die Aktionen drum herum, lassen erahnen, dass noch weitaus in Bewegung ist.
Obwohl es immer wieder den Versuch gab die aktuelle Situation, von der Eigentümerseite, bedrohend zu bezeichnen, habe man sich auf ein weiteres Treffen geeinigt und man würde bis dahin versuche eine Lösung, die beide Seite zu frieden stellen würde, zu finden.

Es ist aber für uns, als Unterstützer*innenkreis, klar, dass, wenn es keine Einigung gibt, die Zwangsräumung verhindert wird. Tag X wird, mit Blockaden, vielfältigen Aktionen und einer Demo um 19 Uhr am Kottbusser Tor, ein Tag der praktischen Solidarität sein!

RIGAER 94, FRIEDEN 54 UND M99 VERTEIDIGEN!